Heraklit von Ephesos und unser Marketing nach Covid-19

Kennen Sie Heraklit von Ephesos? Wohl nicht persönlich, da er zwischen 520 und 460 v.Chr. gelebt hat. Aber seine Thesen sind bis heute Gegenstand kontroverser Interpretationsversuche geblieben. Und sie beschäftigen uns nicht zuletzt auch im Kontext der Coronakrise und der Frage, wie es danach weitergehen soll.

Heraklit erkannte bereits in der Antike, dass Veränderung unser stetiger Begleiter ist. «Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung», gehört ebenso zu seinen überlieferten Zitaten, wie die Aussage: «Wenn du die Wahrheit suchst, sei offen für das Unerwartete, denn es ist schwer zu finden und verwirrend, wenn du es findest.»

Es ist nicht davon auszugehen, dass sich der Philosoph mit den modernen Marketingmethoden auseinandergesetzt hat. Und schon gar nicht, dass er sich Gedanken über deren Einsatz nach einer weltweiten Epidemie gemacht hat. Nichtsdestotrotz lässt sich auch im Jahr 2020 einiges aus seinen Aussagen lernen.

Die Herausforderung rund um Covid-19 hat die Art und Weise wie wir leben, arbeiten und kommunizieren nachhaltig verändert. Innert Rekordzeit wurde das vom Management lange abgelehnte Homeoffice möglich. Vorlesungen werden online abgehalten und auch die konservativsten Läden liefern ihre Waren bis zur Haustür der Kunden.

Die Planung der Zeit nach der Pandemie

Momentan schränkt der Virus unser tägliches Leben ein. Das wird jedoch nicht für immer der Fall bleiben. In absehbarerer Zeit werden wir uns wieder dem Alltag stellen müssen – und die Menschen wollen sich wieder jenen Dingen widmen, die ihnen für Wochen verwehrt waren.

Online- & Offline-Shopping: Sobald sich die Menschen wieder sicher fühlen, werden sich auch die Läden wieder über Kundschaft freuen können. Vielleicht sogar über eine Kundschaft mit einem Bewusstsein dafür, dass es sinnvoller ist, bei kleineren Boutiquen einzukaufen, anstatt Grosskonzerne zu unterstützen.

Nach der Aufhebung der Social Distancing-Massnahen werden sich viele Menschen freuen, wieder vermehrt soziale Kontakte zu pflegen. So auch beim Einkaufen. Gelingt es Ihnen, Ihren Kundinnen und Kunden nach Wochen des Online-Shoppings ein persönliches Einkaufserlebnis zu bieten, werden sie die Vorzüge räumlicher Nähe erneut zu schätzen beginnen.

Bewusstsein für die Umwelt und Soziales: Klimaschutz und faire Arbeitsbedingungen werden auch nach der Coronakrise ein grosses Thema bleiben. Marken können sich hier glaubwürdig positionieren. Entscheidend ist dabei ist vor allem, welche Lehren aus der gegenwärtigen Situation gezogen werden.

Solidarität ist ein Wert, auf den die Gesellschaft in den vergangenen Wochen besonders sensibilisiert wurde. Das derzeit ausgeprägte Bewusstsein dafür, dass sich individuelles Handeln auf ein grosses Ganzes auswirkt und – wenn alle an einem Strang ziehen – sehr effektiv ist, könnte eine Anregung dazu sein, die Werte Ihres Unternehmens neu auszurichten.

Lokale Verbundenheit: Der Bäcker um die Ecke, das Kleiderlabel aus der Nachbarschaft oder die Buchhandlung vis-à-vis können die lokale Bevölkerung mit Persönlichkeit, Engagement und Individualität abholen – und sich so die Treue ihrer Kundinnen und Kunden sichern. Denn Corona wird wohl kaum die letzte Herausforderung sein, welcher sich Unternehmerinnen und Unternehmer in Zukunft stellen müssen.

Was können wir tun?

In der Zwischenzeit gibt es vieles, das wir anpacken können. Heraklits Erkenntnis, dass Veränderung eine Konstante in unserem Leben bildet und wir uns dementsprechend auch ständig weiterentwickeln müssen, steht dabei auch am Anfang von derzeit sinnvollen Marketingmassnahmen:

Einige Unternehmen werden schneller aus dieser Krise in den Alltag zurückfinden als andere. Erfolgreiche Unternehmen werden die ad hoc umgesetzten Massnahmen wie Videokonferenzen, Homeoffice und Online-Offline-Angebot weiterführen und ausbauen. Agilität, Kostenreduktion, ein Image als umweltbewusste Firma und attraktiver Arbeitgeber werden so im besten Fall Begleiterscheinungen werden.

Cornelia Ineichen