Grammatikfalle Apostroph

Die Diskussion um die korrekte Verwendung des Apostrophs kann ganze Bücher füllen. In der Öffentlichkeit und in Fachkreisen wird regelmässig darüber philosophiert, ob und wann der Gebrauch dieses Zeichens sinnvoll ist. Schreibenden stellen wir heute eine praktische Übersicht zur Hand, wann der Apostroph eingesetzt wird und wann nicht.

Steht ein Apostroph an einer Stelle, an der keiner hingehört, spricht man polemisch gerne von Apostrophitis, Apostrophenwahn oder dem Deppenapostroph. Oft handelt es sich dabei um falsche Genitivkennzeichnungen, die ihren Ursprung im Englischen haben. Dort werden besitzanzeigende Genitive mit «…’s» gekennzeichnet, wie etwa in «Peter’s Pizza». Im Deutschen ist an dieser Stelle jedoch kein Apostroph vorgesehen. Stattdessen wird die -s-Endung des Genitivs einfach direkt an den Stamm angehängt: «Peters Pizza» also. 

Die übermässig häufige Verwendung des Apostrophs wird von einigen Sprachkritikern in Frage gestellt – möglicherweise auch motiviert von prinzipiellen Sprachpflegebemühungen gegen den Einfluss der englischen Sprache (siehe auch Anglizismen – Fremdwörter, die uns nicht länger fremd sind).

Hier ist der Einsatz des Apostrophs ein Muss

#1 Bei Auslassungen

Es kann sich um ganze Wortteile handeln als auch um Auslassungen, wie sie in der gesprochenen Sprache vorkommen. 

  • Ku’damm > Kurfürstendamm
  • Du bist ’ne blöde Kuh > Du bist eine blöde Kuh
  • Hast du’s? > Hast du es?
  • Wie geht’s? > Wie geht es?

Ausnahme: Handelt es sich bei Auslassungen um Verkürzungen von ein/eine/einer/einen/einem kann der Apostroph auch weggelassen werden.

#2 Bei der Genitivbildung mit Namen, die auf einen Zischlaut enden

Auch wenn der Genitiv im Deutschen allgemein ohne Apostroph gebildet wird, gibt es hierzu ein paar Ausnahmen, nämlich, wenn das Stammwort auf einem Zischlaut (-s, -ß, -ss, -z, -tz, -ce oder -x) endet:

  • Markus’ Lesebrille ist schon wieder verschwunden.
  • Max’ Noten werden auch immer schlechter.
  • Spielbergs’ Werke sind immer noch aktuell.

Ein Apostroph beim Genitiv darf seit der Rechtschreibreform in Ausnahmefällen auch gesetzt werden, um Zuordnungen eindeutiger zu machen:

  • Andrea’s Tattoostudio (dieses Tattoostudio gehört Andrea und nicht Andreas)

#3 Bei Eigennamen, die als Adjektiv verwendet werden

Infolge der Rechtschreibreform hat sich die Schreibung von Eigennamen, die als Adjektiv verwendet werden, geändert. Diese -sch-Bildungen schreibt man nun entweder klein oder mit einem Apostroph:

  • grimmsche/Grimm’sche Märchen
  • das ohmsche/Ohm’sche Gesetz

Hier verzichten wir auf den Einsatz des Apostrophs

#1 Bei der Genitivbildung mit Wörtern, die nicht auf einen Zischlaut enden

  • Marias Haus
  • Peters Geburtstag
  • des Motorrads
  • des Vaters

#2 Beim Plural

  • unsere Autos
  • in den Basler Cafés
  • die FCL-Fans
  • süsse Babys

#3 Bei zusammengezogenen Präpositionen

Auch wenn hier im eigentlichen Sinne Auslassungen vorliegen (ans -> an das), sind diese Wörter im Deutschen in dieser Schreibung schon so fest verankert, dass man sie ohne Apostroph schreibt.

  • ans
  • aufs
  • durchs
  • fürs
  • am
  • beim
  • zur

#4 Bei Tageszeiten

  • morgens
  • mittags
  • abends

#5 Beim Imperativ

Da der Imperativ nur aus dem Verbstamm ohne Endung gebildet wird, ist hier kein Apostroph nötig, da kein Wegfall gekennzeichnet werden muss.

  • Geh doch heim! 
  • Sag doch so was nicht! 

#6 Bei grammatisch akzeptierten Kürzungen

  • Raus aus dem Haus!
  • Runter vom Tisch! 
  • Rein mit euch! 
  • Willst du rüberkommen?

#7 Wenn in der 1. Person Singular die Endung –e wegfällt

  • Das lass ich nicht zu! 
  • Ich geh jetzt nach Hause.

Und zum Schluss: das korrekte Schriftzeichen

Das Apostrophzeichen sieht aus wie ein kleines hochgestelltes Komma oder eine Miniatur-Neun. Nicht zu verwechseln ist das Apostroph mit dem französischen Accent aigu. 

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