Gendergerechte Sprache – quo vadis?

Obwohl die Gleichstellung von Frau und Mann seit 1981 in der Schweizer Bundesverfassung verankert ist, sind wir heute – rund 40 Jahre später – in vielen Lebensbereichen noch weit davon entfernt. Auch in der Sprache hat sich die Gleichbehandlung aller Geschlechter noch nicht genügend durchgesetzt. Dabei gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, um geschlechtergerecht zu schreiben. Wichtiger als die gewählte Form ist letztlich jedoch die Botschaft.

«Also, ich habe mich noch nie ausgeschlossen gefühlt!», verteidigen «Gendermuffel» die männliche Schreibform, bei welcher Frauen oder Menschen mit anderen Geschlechteridentitäten automatisch mitgedacht werden sollen. Man sei heute schon überempfindlich geworden, so der Vorwurf an all jene, die nicht länger still mitgedacht werden wollen und sich eine Veränderung wünschen.

Beim geschlechtergerechten Schreiben geht es jedoch nicht um das persönliche Empfinden. Vielmehr geht es um stereotype Geschlechterbilder in unserer Gesellschaft, die – ob wir es wollen oder nicht – noch heute in unseren Köpfen stecken und der Chancengleichheit im Wege stehen.

Worte schaffen Wirklichkeiten

Worte sind mächtig: Sie beschreiben nicht nur Realitäten, sondern können auch neue Wirklichkeiten erschaffen. Worte prägen unser Denken, Fühlen und Handeln – und damit auch die Zukunft unserer Gesellschaft. Wir wünschen uns eine Gesellschaft, die der Vielfalt der Menschen gerecht wird. Und Vielfalt soll sichtbar sein. Sie soll selbstverständlich werden.

Im Wissen darüber, was Worte alles können, leisten wir als Texterinnen tagtäglich einen wichtigen Beitrag zur Realisierung dieser Vision. Ein sorgsamer Umgang mit der Sprache ist für uns ein Zeichen des Respekts gegenüber unseren Leser_innen. Es ist unser Ziel, Identifikationsmöglichkeiten für alle zu schaffen – denn nur wer sich angesprochen fühlt, setzt sich damit auseinander, was wir zu sagen haben.

Wie «gendert» man am besten?

Zugegeben, gendergerechte Sprache ist nicht immer einfach umzusetzen; gerade etwa, wenn der Platz knapp ist. Auch wirkt sie aus heutiger Perspektive nicht immer elegant. Doch, dass sich die Sprache weiterentwickelt, ist nichts Neues. Mit ihr verändert sich auch unser Sprachempfinden – und bis in einigen Jahren werden wir nicht-gendergerechte Formulierungen als unstimmig empfinden.

Doch bis das gendergerechte Schreiben zur Selbstverständlichkeit wird, halten wir uns an Richtlinien, die uns als Orientierungshilfe dienen. Basierend darauf, bemühen wir uns gemeinsam mit unseren Kund_innen darum, einen offenen und kreativen Umgang mit der gendergerechten Sprache zu finden. Die Wahl der konkreten Form hängt dabei immer auch von den formalen Vorgaben, der Corporate Identity und der Art des Mediums ab.

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, um gendergerecht zu schreiben. Weniger wichtig als die gewählte Form ist dabei die Botschaft, sich um die Gleichheit aller Geschlechter zu bemühen und sie somit auch gleichermassen anzusprechen.

1. Die geschlechtsneutrale Form

Diese Schreibweise umgeht die direkte Ansprache. Begriffe wie «Beschäftigte» sind neutral und umfassen alle Geschlechter.

Beispiel:

die/der Mitarbeitende

die Beschäftigten

2. Die Paarform

Mit der ausgeschriebenen Paarform sprechen Sie Frauen und Männer an und machen diese gleichermassen sichtbar. Dabei steht die weibliche vor der männlichen Version.

Beispiel:

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

3. Das Binnen-I

Um in Texten Platz zu sparen, dient das Binnen-I oft als Alternative. Durch das grossgeschriebene «I» im Wortinneren werden Frauen und Männer gleichermassen adressiert.

Beispiel:

die MitarbeiterInnen

4. Die Klammer

Diese Form bezieht das weibliche Geschlecht durch zusätzliche Satzzeichen mit ein. Die Endung wandert in eine Klammer.

Beispiel:

Mitarbeiter(innen)

5. Der Schrägstrich

Wenn sich beide Bezeichnungen nur durch die Endung unterscheiden, können sie mit einem Schrägstrich zusammengezogen werden. Dabei wird die männliche Form zuerst genannt. Korrekterweise erfordert diese Schreibweise einen Auslassungsstrich nach dem Schrägstrich.

Beispiel:

ein/e Mitarbeiter/-in, der/die Mitarbeiter/-in, die Mitarbeiter/-innen

Optional ist es auch möglich, beide Formen nacheinander vollständig auszuschreiben und durch einen Schrägstrich zu trennen. Auch in diesem Fall wird die männliche Form zuerst angeführt:

Beispiel:

Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen

6. Das Sternchen und der Unterstrich

Mit dem Sternchen («Gender-Star») oder dem Unterstrich («Gender-Gap») werden alle Menschen angesprochen. Auch jene, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen.

Beispiel:

Mitarbeiter*innen, Mitarbeiter_innen

7. Die männliche oder weibliche Form

Eine weitere Variante ist, im Text ausschliesslich die männliche oder die weibliche Form als Statthalter für beide Geschlechter zu verwenden. In diesem Fall empfiehlt sich eine Fussnote, die darauf hinweist.

Beispiel:

«In diesem Text wird ausschliesslich die männliche/weibliche Form verwendet. Damit sind alle anderen Formen gleichermassen mitgemeint.»

8. Die männliche und weibliche Form

Eine weitere Variante ist, im Text die männliche und die weibliche Form zu verwenden. In diesem Fall empfiehlt sich eine Fussnote, die darauf hinweist.

Beispiel:

«In diesem Text werden abwechslungsweise die männliche/weibliche Form verwendet. Damit sind alle anderen Formen gleichermassen mitgemeint.»